Kommunale Gesundheitskonferenz des Ostalbkreises mit Teilnahmerekord
Die diesjährige Kommunale Gesundheitskonferenz des Ostalbkreises fand am 09. Oktober im Landratsamt in Aalen statt. Unter dem Titel "Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen - vorbeugen. erkennen. behandeln" folgten etwa 220 Personen den Vorträgen der Expertinnen und Experten.
Landrat Dr. Bläse freute sich über den Teilnahmerekord und berichtete in seiner Begrüßung von einem hohen Bedarf der Kinder und Jugendlichen, da diese durch aktuelle und vergangene Krisen, wie beispielsweise den Ukraine-Krieg oder die Corona-Pandemie, stark belastet sind. Viele der Kinder und Jugendlichen verspüren dadurch ein "Empfinden der Aussichtslosigkeit". Er betonte, wie wichtig es ist, ein Thema aus der Mitte der Gesellschaft gemeinsam zu betrachten und bei der Gesundheitskonferenz in den Fokus zu stellen.
Im ersten Vortrag des Abends führte Dr. Jens Retzlik, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie, - psychotherapie und Psychosomatik der St. Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen, ins Thema ein. Er erklärte, dass die COVID-19-Pandemie nicht die Ursache der psychischen Probleme bei Kindern und Jugendlichen war, sondern die bereits bestehenden Probleme verstärkt hat. Bereits vor der Pandemie lag die Prävalenz der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bei 17,6 Prozent (Stand 2015). Während der Pandemie kam es zu einer Zunahme der Häufigkeit depressiver Symptome. Dr. Retzlik berichtete, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigerem Bildungsniveau, eingeschränkten Lebensbedingungen, Migrationsgeschichte und psychisch belastenden Eltern ein signifikant höheres Risiko für psychische Erkrankungen aufweisen. Der Grad der Versorgung sowie die Qualität der Leistungen sind in ganz Europa jedoch schlechter als bei Erwachsenen. In Zukunft wird der Bedarf weiter ansteigen, da die Bevölkerung unter 18 Jahren bis zum Jahr 2035 zunehmen wird.
Jutta Hendrischke, die als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Aalen tätig ist, informierte in ihrem Vortrag über die Bedeutung der Gefühle von Kindern und Jugendlichen. Sie stellte dar, dass Eltern die Expertinnen und Experten für ihre Kinder sind. Diese können ihre Gefühle oft nicht gut kommunizieren, drücken sie aber durch Gestik, Mimik und Verhalten aus. Eltern sollen dabei die Gefühle ihrer Kinder gezielt ansprechen. So können diese erkannt und benannt werden. Wichtig dabei ist, dass die Gefühle akzeptiert werden und die Kinder zu spüren bekommen, dass es normal ist zu fühlen. Dadurch fühlen sich die Kinder wahrgenommen und verstanden. Akzeptanz und Annahme sind dabei eine Grundvoraussetzung für Veränderungen. Nur so können aus unangenehmen Gefühlen angenehme Gefühle entstehen.
Im dritten Vortrag des Abends legte Prof. Dr. Heike Eschenbeck, die an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd im Bereich der Pädagogischen Psychologie und Gesundheitspsychologie tätig ist, ihren Fokus auf die Ansatzpunkte der Prävention. Hierbei wurde vor allem das Thema Stress betrachtet. Eschenbeck stellte vor allem die personalen, sozialen und familiären Ressourcen vor. Zudem legte sie den Fokus auf die Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren und informierte über das Mercator-Projekt sowie StresSOS online, das die Prävention von psychischen Erkrankungen zum Ziel hat. Am Ende des Vortrags zeigte sie auf, dass auch Bewegung und Ernährung eine wichtige Rolle im Umgang mit Stress spielen.
Dr. Katharina Glaubitz, Leitung der psychologischen Beratungsstelle der Marienpflege in Ellwangen, stellte in ihrem Vortrag die Unterstützungsmöglichkeiten im Ostalbkreis vor. Im medizinischen Bereich kann vor allem bei Haus- und Kinderärzten Unterstützung eingeholt werden. Hierbei betonte sie auch die Relevanz von U-Untersuchungen, um frühzeitig Maßnahmen einleiten zu können. Im Bereich der Schule kann beispielsweise Unterstützung bei Klassenlehrerinnen und -lehrern, Schulpsychologinnen und -psychologen oder auch bei der Schulsozialarbeit gefunden werden. Sie informierte darüber, dass es im Ostalbkreis vier Erziehungs- und Familienberatungsstellen gibt, die im Raum Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen verortet sind. Zudem stellte sie verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten durch psychologische Beratungsstellen, niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater oder auch Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten vor. Die Möglichkeit an Unterstützung im Ostalbkreis ist demnach sehr vielfältig.
Abschließend berichtete Verena Wespel, Diplom-Psychologin an der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Aalen, von der Tätigkeit der Schulpsychologinnen und -psychologen im Ostalbkreis. Die Schulpsychologische Beratungsstelle ist in Baden-Württemberg zentral organisiert. Das heißt, dass es Beratungsstellen vor Ort gibt, an die sich Klientinnen und Klienten wenden können. Wespel informierte zudem über die Aufgabenfelder der Schulpsychologie, die sowohl Schülerinnen, Schüler und Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen, Beratungslehrkräfte sowie Kollegien und Schulen in Anspruch nehmen können. Eine schulpsychologische Beratung ist immer freiwillig und kostenfrei, erfolgt stets im Auftrag der Eltern und alle Inhalte der Beratung sind streng vertraulich.
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion, bei der zahlreiche Fragen aus dem Publikum von den Referentinnen und Referenten beantwortet wurden.
Veröffentlichung: 16.10.2024
Im ersten Vortrag des Abends führte Dr. Jens Retzlik, Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie, - psychotherapie und Psychosomatik der St. Anna-Virngrund-Klinik Ellwangen, ins Thema ein. Er erklärte, dass die COVID-19-Pandemie nicht die Ursache der psychischen Probleme bei Kindern und Jugendlichen war, sondern die bereits bestehenden Probleme verstärkt hat. Bereits vor der Pandemie lag die Prävalenz der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen bei 17,6 Prozent (Stand 2015). Während der Pandemie kam es zu einer Zunahme der Häufigkeit depressiver Symptome. Dr. Retzlik berichtete, dass vor allem Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigerem Bildungsniveau, eingeschränkten Lebensbedingungen, Migrationsgeschichte und psychisch belastenden Eltern ein signifikant höheres Risiko für psychische Erkrankungen aufweisen. Der Grad der Versorgung sowie die Qualität der Leistungen sind in ganz Europa jedoch schlechter als bei Erwachsenen. In Zukunft wird der Bedarf weiter ansteigen, da die Bevölkerung unter 18 Jahren bis zum Jahr 2035 zunehmen wird.
Jutta Hendrischke, die als Kinder- und Jugendpsychotherapeutin in Aalen tätig ist, informierte in ihrem Vortrag über die Bedeutung der Gefühle von Kindern und Jugendlichen. Sie stellte dar, dass Eltern die Expertinnen und Experten für ihre Kinder sind. Diese können ihre Gefühle oft nicht gut kommunizieren, drücken sie aber durch Gestik, Mimik und Verhalten aus. Eltern sollen dabei die Gefühle ihrer Kinder gezielt ansprechen. So können diese erkannt und benannt werden. Wichtig dabei ist, dass die Gefühle akzeptiert werden und die Kinder zu spüren bekommen, dass es normal ist zu fühlen. Dadurch fühlen sich die Kinder wahrgenommen und verstanden. Akzeptanz und Annahme sind dabei eine Grundvoraussetzung für Veränderungen. Nur so können aus unangenehmen Gefühlen angenehme Gefühle entstehen.
Im dritten Vortrag des Abends legte Prof. Dr. Heike Eschenbeck, die an der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd im Bereich der Pädagogischen Psychologie und Gesundheitspsychologie tätig ist, ihren Fokus auf die Ansatzpunkte der Prävention. Hierbei wurde vor allem das Thema Stress betrachtet. Eschenbeck stellte vor allem die personalen, sozialen und familiären Ressourcen vor. Zudem legte sie den Fokus auf die Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren und informierte über das Mercator-Projekt sowie StresSOS online, das die Prävention von psychischen Erkrankungen zum Ziel hat. Am Ende des Vortrags zeigte sie auf, dass auch Bewegung und Ernährung eine wichtige Rolle im Umgang mit Stress spielen.
Dr. Katharina Glaubitz, Leitung der psychologischen Beratungsstelle der Marienpflege in Ellwangen, stellte in ihrem Vortrag die Unterstützungsmöglichkeiten im Ostalbkreis vor. Im medizinischen Bereich kann vor allem bei Haus- und Kinderärzten Unterstützung eingeholt werden. Hierbei betonte sie auch die Relevanz von U-Untersuchungen, um frühzeitig Maßnahmen einleiten zu können. Im Bereich der Schule kann beispielsweise Unterstützung bei Klassenlehrerinnen und -lehrern, Schulpsychologinnen und -psychologen oder auch bei der Schulsozialarbeit gefunden werden. Sie informierte darüber, dass es im Ostalbkreis vier Erziehungs- und Familienberatungsstellen gibt, die im Raum Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen verortet sind. Zudem stellte sie verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten durch psychologische Beratungsstellen, niedergelassene Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater oder auch Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten vor. Die Möglichkeit an Unterstützung im Ostalbkreis ist demnach sehr vielfältig.
Abschließend berichtete Verena Wespel, Diplom-Psychologin an der Schulpsychologischen Beratungsstelle in Aalen, von der Tätigkeit der Schulpsychologinnen und -psychologen im Ostalbkreis. Die Schulpsychologische Beratungsstelle ist in Baden-Württemberg zentral organisiert. Das heißt, dass es Beratungsstellen vor Ort gibt, an die sich Klientinnen und Klienten wenden können. Wespel informierte zudem über die Aufgabenfelder der Schulpsychologie, die sowohl Schülerinnen, Schüler und Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen, Beratungslehrkräfte sowie Kollegien und Schulen in Anspruch nehmen können. Eine schulpsychologische Beratung ist immer freiwillig und kostenfrei, erfolgt stets im Auftrag der Eltern und alle Inhalte der Beratung sind streng vertraulich.
Abgerundet wurde die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion, bei der zahlreiche Fragen aus dem Publikum von den Referentinnen und Referenten beantwortet wurden.
Veröffentlichung: 16.10.2024